Klimawandel sorgt für trübes Wasser in Neuholland

Blick auf den Plan zum Ausbau des Trinkwassernetzes: Heiner Klemp, Jana Trampe und Jörn Lehmann (von links).
Blick auf den Plan zum Ausbau des Trinkwassernetzes: Heiner Klemp, Jana Trampe und Jörn Lehmann (von links).

Liebenwalde. „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“ heißt das globale Nachhaltigkeitsziel Nummer 6, das Heiner Klemp am Dienstag nach Liebenwalde geführt hat. Der bündnisgrüne Landtagsabgeordnete widmet sich auf seiner Sommertour an 17 Orten den 17 Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung.

„Ziel 6 ist natürlich vor allem ein Thema im globalen Süden. Man sollte meinen, sauberes Wasser ist selbstverständlich in Deutschland. Der Blick auf Liebenwaldes Ortsteil Neuholland zeigt aber, dass das eben doch nicht überall gilt“, sagte Klemp zum Abschluss seines Gesprächs beim Trink- und Abwasserzweckverband (TAV) Liebenwalde.

Eindrucksvoll unter Beweis stellten das Wasserproben, die TAV-Geschäftsführerin Jana Trampe und Bürgermeister Jörn Lehmann mitgebracht hatten: Trübe, leicht bräunliche Brühe mit Schwebstoffen darin fördern die Brunnen auf gut 20 relativ abgelegenen Gehöften in Neuholland zutage, die bislang nicht ans Trinkwassernetz angeschlossen sind. „Und das ist noch sauber im Vergleich zu dem, was dort im vergangenen Jahr aus dem Wasserhahn kam!“, berichtete der Bürgermeister. Auch wenn das Wasser noch mal gefiltert wird: Trinken würden die betroffenen Neuholländer das schon lange nicht mehr, und selbst Wäsche waschen falle bei einigen inzwischen aus: „Sie waschen bei Verwandten, weil die Wäsche zuhause einfach nicht mehr sauber wird“, erklärte Jana Trampe.

Trübe Brühe mit Schwebstoffen am Flaschenboden: „frisch“ gezapftes Brunnenwasser aus Neuholland.

Für Lehmann ist klar, wo die Ursache liegt: „Wer den Klimawandel leugnet, lebt nicht in dieser Zeit“, sagt er. Der Sommer 2020 war der dritte in Folge, der extreme Trockenheit mit sich brachte. Und die wirkt sich langfristig auf den Grundwasserspiegel und damit auch auf die Qualität des Wassers aus, das von den privaten Brunnen gefördert wird. Dringender Handlungsbedarf also für den TAV. „Wir wollen und wir werden diese Gehöfte ans Trinkwassernetz anschließen“, sind sich Trampe und Lehmann einig.

Das Problem: Es handelt sich zwar nicht um viele Grundstücke, diese liegen aber weit voneinander entfernt. Mehr als zehn Kilometer Leitungen müssen verlegt werden, hinzu kommen Pumpstationen. „Wir reden von einer Investition von voraussichtlich 700.000 Euro, die in der mittelfristigen Wirtschaftsplanung des TAV nicht drin sind“, verdeutlicht Trampe. Dennoch soll der Anschluss schon im nächsten Jahr erfolgen, wenn alles klappt. Die Frage sei: „Wie können wir das machen, ohne dass wir die Gebühren für Trinkwasser erhöhen müssen?“

Bereits im vergangenen Jahr war Lehmann auf den Landtagsabgeordneten Klemp zugekommen mit der Frage nach einer möglichen Förderung der Investition. „Wir haben intensiv recherchiert und auch immer wieder bei der Landesregierung nachgefragt“, berichtete Klemp am Dienstag. Allerdings bislang ohne Erfolg: Weder die Richtlinie für Siedlungswasserwirtschaft noch das Leader-Programm greifen im Fall Neuholland. Die Hoffnung aufgeben will der Landtagsabgeordnete noch nicht. „Der TAV stellt sich mit der neuen, modernen Vererdungsanlage und den anstehenden Modernisierungen der Wasserwerke in Liebenwalde und Groß Schönebeck nachhaltig für die Zukunft auf. Nun kommt noch die ungeplante Erweiterung des Trinkwassernetzes hinzu. Das alles kostet Geld, das über Gebühren wieder reinkommen muss.

Auch wenn wir nicht zaubern können: Wir werden versuchen, den Kontakt zu relevanten Ansprechpartnern auf Landesebene zu vermitteln, mit denen sich Bürgermeister Lehmann über dieses sehr konkrete Trinkwasser-Problem als Folge des Klimawandels zumindest austauschen kann. Vielleicht findet sich so doch noch ein Weg, vom Land aus die Investition zu unterstützen.“