Bei einem Besuch des Brandenburger Elektrostahlwerks habe ich in der vergangenen Woche Geschäftsführerin Katja Rex getroffen und mich mit ihr über die Stahlproduktion in Brandenburg/Havel ausgetauscht. Diese hat hier eine lange Tradition: Um 1913/14 entstand am Silokanal eines der ersten Stahl- und Walzwerke in ganz Mitteldeutschland.
Heute gehört das Stahlwerk zum RIVA-Konzern, der verschiedene Werke in ganz Europa unterhält.
Das Besondere am Standort Brandenburg/Havel: Hochöfen sucht man hier vergebens. Im Brandenburger Stahlwerk wird Kreislaufwirtschaft betrieben. Das heißt, sortenreiner Schrott wird per Schiff, Zug oder Lkw angeliefert, anschließend eingeschmolzen und direkt im Walzwerk weiterverarbeitet. 900 Mitarbeiter*innen arbeiten hier im Drei-Schichtsystem und halten die Produktion am Laufen.
Ich wollte in meinem Gespräch mit Geschäftsführerin Katja Rex erfahren, vor welchen Herausforderungen der Industriestandort Brandenburg steht. Schnell wurde klar, dass es nicht egal ist, woher der Stahl kommt. „Stahl made in Brandenburg steht für eine sehr gute Qualität. Außerdem zahlen wir faire Löhne, bilden aus, achten auf die Umwelt und versuchen stetig unseren CO2-Ausstoß zu reduzieren.“ Hier schlägt das Recycling des Schrotts positiv zu Buche: „Für eine Tonne Stahl werden ungefähr 200 Kilogramm CO2 freigesetzt. Bei Stahlwerken mit Hochöfen ist es das Zehnfache“, erklärte Katja Rex.
Mit 1,5 Terrawatt Energiebedarf pro Jahr ist das Stahlwerk auch ohne Hochöfen ein sehr energieintensives Unternehmen. Wie für viele andere Industriebetriebe auch, sind es also vor allem Fragen der Energiewende, denen sich das Unternehmen stellen muss. Hier liegt gleichzeitig eine große Chance, denn mit günstiger grüner Energie kann der CO2-Ausstoß des Brandenburger Stahlwerks noch mal deutlich reduziert werden: 98 Prozent des zurzeit durch die Produktion freigesetzten CO2s entstehen durch den zur Verstromung verwendeten Energiemix mit Kohle.
Im Anschluss an das Gespräch führte uns Betriebsleiter Rico Lorenz durch das Stahl- und Walzwerk. Wir liefen alle Produktionsschritte ab – von der Anlieferung bis zur fertigen Stahlmatte.
Es war ein wirklich spannender, informativer und buchstäblich heißer Besuch eines Industriebetriebs mit Tradition. Ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam mit der neuen Bundesregierung die Transformationsprozesse in der industriellen Wirtschaft gut begleiten können, die Unternehmen wie das Brandenburger Elektrostahlwerk durchlaufen müssen.
Ein konkretes Beispiel für politischen Handlungsbedarf: Nachdem sich die Stadt Brandenburg dagegen entschieden hat, die Abwärme für die Fernheizung zu nutzen (hier gibt es ein Alternativprojekt), sollten nun andere Optionen, wie die Verstromung geprüft werden. Dem stehen derzeit noch die Regularien im Strommarkt entgegen, die eine Verwertung unwirtschaftlich machen. Die neue Bundesregierung muss diese regulatorischen Hürden der sogenannten Sektorkopplung beseitigen.