Ostrów Wielkopolski – eine Stadt mit Energie

Heiner Klemp und Beata Klimek

Ostrów Wielkopolski ökologisch, sozial und ökonomisch voranbringen und eine Stadt schaffen, in der man gerne lebt und auch bleibt, das ist das Ziel von Stadtpräsidentin (Bürgermeisterin) Beata Klimek, die ich aus unserer gemeinsamen Arbeit im Kongress der Gemeinden und Regionen Europas kenne. Welche Fortschritte diesbezüglich bereits gemacht wurden und welche Ziele sie weiterhin verfolgt, wurde mir in intensiven Gesprächen und einer eindrücklichen Investionsmaßnahmen-Tour durch die Stadt vor Augen geführt.

Nachdem meine Mitarbeitenden und ich sehr herzlich im Gebäude des CRK, der Holding-Gesellschaft, die 8 städtische Unternehmen verwaltet, in Empfang genommen und von Beata Klimek sowie weiteren Mitarbeitenden der Stadt und der Holding begrüßt wurden, erhielten wir eine Einführung in Ostróws umfangreiches Energiekonzept. Ein Teil dieses Konzepts wird bereits umgesetzt. So besitzt das CRK Anlagen zur Herstellung und Verteilung von Strom. Dadurch, dass nicht nur die Erzeugung, sondern auch die Leitung fest in städtischer Hand sind, entsteht eine kostengünstige Energiesicherheit für alle 32 angeschlossenen Objekte und die 600 angeschlossenen Wohnungen.
Als erste Stadt in Großpolen und zweite Stadt in ganz Polen führte Ostrów bereits 2018 erste Elektrobusse ein. 35% aller Verkehrsmittel werden mittlerweile elektrisch betrieben. Es gibt mehrere Ladestationen für E-Autos, die die Bewohner*innen Ostróws kostenlos nutzen können. Das alles ist jedoch erst der Anfang. Beata Klimek will den Ausbau der erneuerbaren Energien weiter vorantreiben. Konkrete Pläne hat sie für die Herstellung von Wasserstoff, so soll u.a. Müll zu Wasserstoff verarbeitet werden. Ihr ist es jedoch ganz wichtig, dass alles gut durchdacht und durchgerechnet ist, bevor sie zur Tat schreitet. Eins scheint dabei sicher: Ostrów wird einen umfassenden Energieplan bekommen.

Magdalena Antoniewicz, Marzena Wodzińska, Heiner Klemp, Beata Klimek, Mikołaj Kostka, Ewa Torzyńska, Karolina Pająk

Im Anschluss an das Gespräch führte uns die Investitionsmaßnahmen-Tour zu Objekten (Sportarena, Kindergarten), die bereits an das städtische Stromnetz angeschlossen sind bzw. selbst die Energie produzieren, die sie verbrauchen (Klärwerk). Zunächst ging es zur 3mk Arena. Die innovative Sporthalle mit Sitzplätzen in Modulbauweise bietet Platz für bis zu 5000 Personen. Sie entstand auf einem alten, verlassenen Militärgelände und ist heute einer der beliebtesten Teile der Stadt. Hier werden Hand- und Basketballspiele ausgetragen, sie ist aber auch Veranstaltungsort für Konzerte. Für ihre Realisierung hat sich Beata Klimek politisch weit aus dem Fenster gelehnt. Der Erfolg gibt ihr Recht. Wirtschaftlich profitieren vor allem die umliegenden Gaststätten und Zulieferer. Sozial profitiert die ganze Stadt. Direkt neben der Arena befindet sich der zentrale Busbahnhof, wo sich auch die Schnellaufladestationen für die Elektrobusse befinden.

Weiter ging die Tour zum städtischen Kindergarten Przedszkole nr 2 Jarzębinka. Der Kindergarten bietet Platz für 300 Kinder und entstand in einer Gegend, in der es starken demografischen Zuwachs gibt. Das moderne Gebäude ist umweltfreundlich in Passivbauweise gebaut. Aufgrund der Thermoisolierungseigenschaften der Bausteine, die wie Legosteine aufeinandergestapelt werden, wird keine zusätzliche Wärmedämmung von Außen benötigt. Viel Wert wird auch auf die pädagogische Förderung der Kinder gelegt. Ein interaktives Smartboard steht dafür ebenso zur Verfügung wie logo- und sporttherapeutische Angebote.

Den Abschluss der Tour bildete der Besuch des städtischen Klärwerks. Das städtische Unternehmen WODKAN betreibt hier eine moderne Biogasanlage und hat ein Verfahren zur Trocknung des Klärschlamms mit dem halben Energiebedarf umgesetzt. So schafft es die Anlage zu mehr als 90% energieautark zu sein.

Begleitet wurden wir während der gesamten Tour zusätzlich von Magdalena Antoniewicz, der Koordinatorin des Partnerschaftsbeauftragten des Landes Brandenburg für Großpolen. Bei einem anschließenden Mittagessen konnten die gewonnenen Eindrücke verarbeitet werden und neue Ideen für eine weitere Zusammenarbeit von Polen und Brandenburg entstehen.

Auch am Abend gab es noch einmal Gelegenheit zur Vernetzung. Bei einem üppigen Abendmahl trat zu den Vertretungen aus Brandenburg und Ostrów Wielkopolski noch eine Delegation um den kanadischen Bürgermeister Kevin Davis aus Brantford hinzu. Das Fazit des Abends: The future belongs to the local governments, die nah an den Menschen agieren und somit die Demokratie stärken.

Jakub Tomalkiewicz, Karolina Pająk, Ewa Torzyńska, Heiner Klemp, Beata Klimek, Mayor Kevin Davis and his delegation (v.r.n.l.)