Vor-Ort-Termin Schmachtenhagen: Alternativen für Radfahrende?

Von der Kernstadt kommend endet der Radweg kurz hinter dem Ortseingangsschild am Gasthaus Niegisch
Von der Kernstadt kommend endet der Radweg kurz hinter dem Ortseingangsschild am Gasthaus Niegisch

Vor einigen Wochen kontaktierte mich der Oranienburger Bürger Tobias Schlufter. Er hatte von meiner Mündlichen Anfrage an die Landesregierung bezüglich des fehlenden Radwegs in Schmachtenhagen in der Zeitung gelesen. Herr Schlufter wohnt in der Kernstadt und bringt täglich seinen 1-jährigen Sohn mit dem Lastenrad zur Kita in Schmachtenhagen. Da der gut befahrbare Radweg zwischen den Ortsteilen am Ortseingang Schmachtenhagen endet, muss er dort mit dem Lastenrad auf die Fahrbahn ausweichen. Dabei wird er auf der B273 regelmäßig verkehrsgefährdend überholt.

Mit seinem Anliegen, das Thema weiter voranzubringen, rannte Herr Schlufter bei mir offene Türen ein. Gemeinsam machten wir einen Termin bei Herrn Dr. Gebhard, dem Leiter des Tiefbauamts, in der Stadtverwaltung, um uns über die aktuelle Sachlage zu informieren. Nach Aussage von Dr. Gebhard sind in den vergangenen Jahren immer wieder Varianten untersucht worden, wie man den Radverkehr entlang der B273 sicherer gestalten könnte. Man sei jedoch zu dem Schluss gekommen, dass ein straßenbegleitender Radweg aufgrund der Entwässerung der Straße, des beschränkten Platzes und des alten Baumbestands schwierig bis unmöglich ist und unverhältnismäßig teuer wäre.

Obwohl die Straße Schulweg für Hunderte Kinder ist und mehr als 1000 Unterschriften gesammelt worden sind, konnte in den vergangenen Jahren keine Lösung für einen straßenbegleitenden Radweg gefunden werden. Daher macht es aus meiner Sicht Sinn, den Blick in Richtung alternativer Möglichkeiten für eine Radwegeführung zu lenken. Aus diesem Grund habe ich mich trotz Kälte und einsetzender Dunkelheit an einem Februar-Nachmittag mit der Ortsvorsteherin Katrin Kittel und Herrn Schlufter zu einem Vor-Ort-Termin getroffen. Gemeinsam sind wir auf Rädern zwei alternative Strecken abgefahren, um deren Zustand unter die Lupe zu nehmen.

Ortsvorsteherin Katrin Kittel, MdL Heiner Klemp und betroffener Bürger Tobias Schlufter am Ortseingang Schmachtenhagen

Variante 1

Für die erste Alternative müsste der vorhandene Radweg über den Parkplatz des Gasthofs Niegisch verlängert werden. Dort müsste die B273 überquert werden. Die Strecke führt dann über die bereits gut befahrbaren Seitenstraßen „Am Zwergberg“ und Grabowseeweg bis zum Bäkeweg. Gegenüber dem Bäkeweg führt ein ebenfalls gut befahrbarer Fußweg in den Wald. Ein nicht ausgebauter Waldweg bildet den Anschluss über die Bäke bis zum Schulcampus. Um den gepflasterten Zugang zum Campus zu erreichen, ist ein scharfer Linksknick und das Überwinden einer Stufe notwendig.

Streckenführung Variante 1

Die Strecke ist bereits befahrbar. Die Wegeführung wäre nahezu vollständig über städtische Grundstücke möglich mit Ausnahme des Parkplatzes des Gasthofs, der sich in Privateigentum befindet. Hier wäre ein Flächenankauf notwendig.

Problembereich ist hauptsächlich die Querung der B273. Die Querung müsste mit einer Mittelinsel ausgeführt werden, was wegen der Entwässerungssituation technisch aufwändig und damit teuer wäre.

Davon abgesehen, ist die Befahrung derzeit auch mit einem einspurigen (Kinder‑)Lastenrad möglich, allerdings nicht komfortabel. Für die Befahrung mit zweispurigen Lastenrädern ist ein Ausbau erforderlich. Ein Ausbau wäre auch insofern wünschenswert, dass der durch ein Sumpfgebiet führende Waldweg nach Aussage von Frau Kittel im Sommer sehr sandig ist.

Nutznießer*innen der Strecke wären vor allem Radfahrende, die aus der Kernstadt oder Schmachtenhagen West zum Schulcampus wollen. Sie müssten für den Sicherheitsgewinn einen Umweg von ca. 500m in Kauf nehmen. Da der Weg mitten auf dem Campus, wenn auch mit öffentlichem Zugang zur L29, endet, ist er als Durchgangsweg für den Radverkehr von Oranienburg nach Zehlendorf nur bedingt geeignet. Die im Zentrum des Ortes wohnenden Schüler*innen und Bürger*innen profitieren von der Wegeführung ebenso wenig wie der Durchgangsverkehr von Oranienburg in Richtung Wensickendorf.

Variante 2

Die zweite Alternative würde kurz vor dem Ortsbeginn Schmachtenhagen in einer kleinen Biegung von der B273 auf einen Waldweg in süd-östliche Richtung abbiegen. Der Waldweg mündet nach knapp 900m in den Steinpilzweg, der geradeaus zur B273 (Wensickendorfer Chaussee) führt. Auf der Ostseite der Wensickendorfer Chaussee befindet sich ein Gehweg mit Radbenutzung, dem man zum Ortszentrum folgen kann. Von dort führt die L29 zum Schulcampus, auf deren Westseite ein sehr schmaler und somit nicht-benutzungspflichtiger Radweg auf dem Gehweg vorhanden ist.

Streckenführung Variante 2

Die Strecke ist zurzeit nicht komfortabel befahrbar. Der Waldweg ist uneben und müsste ausgebaut werden. Beim Steinpilzweg handelt es sich um eine unbefestigte Straße mit vielen Schlaglöchern, die im Sommer sehr sandig ist. Um den Gehweg entlang der B273 (Wensickendorfer Chaussee) zu nutzen, müsste die B273 überquert werden. Hierfür müsste an der Einmündung des Steinpilzweges eine Querungshilfe geschaffen werden. Der Radweg auf dem Gehweg entlang der L29 ist schon für normale Fahrräder sehr schmal und mit einem Lastenrad nicht nutzbar.

Hinzu kommt, dass der Waldweg nicht in der Baulast der Stadt ist. Es bräuchte demnach die Genehmigung von und eine Nutzungsvereinbarung mit dem Landesforstbetrieb. Zurzeit ist jedoch noch unklar, ob der Landesforstbetrieb dazu bereit wäre und unter welchen Bedingungen.

Nutznießer*innen dieser Strecke wären vor allem Radfahrende, die von der Kernstadt in Richtung Wensickendorf unterwegs sind, für die die Strecke nicht nur einen Sicherheitsgewinn, sondern auch eine Abkürzung von ca. 300m darstellen würde. Sollte ein Ausbau entlang der L29 erfolgen, würden auch die im Ortskern wohnenden Schüler*innen und Bürger*innen profitieren, sofern sie in Richtung Schulcampus oder Zehlendorf unterwegs sind. Der Radverkehr, der von der Kernstadt in Richtung Ortskern, Schulcampus oder Zehlendorf unterwegs ist, müsste für den Sicherheitsgewinn hingegen einen Umweg von ca. 800m in Kauf nehmen.

Fazit

Beide Alternativen sind nicht optimal, würden aber dennoch eine deutliche Verbesserung zum Status Quo darstellen. Dass es zurzeit keinen Radweg durch den Ort gibt, stellt eine Gefahr für alle Radfahrenden dar, insbesondere für die Kinder, die täglich zu Schule und Kita müssen. Aus diesem Grund werde ich das Thema weiterverfolgen und mich dafür einsetzen, hier endlich eine Alternative zum Fahren auf der Fahrbahn der stark frequentierten B273 zu schaffen. Dabei erscheint es mir wenig sinnvoll, auf einem straßenbegleitenden Radweg entlang des B273 zu bestehen, wenn dieser letztendlich nicht umgesetzt werden kann. Daher werde ich dafür eintreten, andere Varianten zu prüfen, denn die sind sicher besser als gar kein Radweg.