Woran denkt man bei einer Firma „Hamburger Containerboard“? Na klar, an große Ozeanriesen. Aber wie kommt so eine Firma in die Lausitz?
Weit gefehlt. Der Herr Hamburger war 1853 einer der Gründer der heutigen Prinzhorn-Gruppe, und Container heißen in diesem Fall die Verpackungen aus Wellpappe, in denen so ziemlich alles steckt und verschickt wird, was wir kaufen und konsumieren. Die Papierproduktion gilt nicht eben als umweltfreundlich, deshalb hat es mich und meine Fraktionskollegin Isabell Hiekel interessiert, wie das Hamburger Containerboard sich für die Zukunft aufstellt.
Im Rahmen meiner „2024 Zukunftstour Brandenburg: Auf dem Weg zu innovativen Unternehmen und Projekten“ waren wir drei Tage in der Lausitz unterwegs. Am letzten Tag besuchten wir den Standort des Hamburger Containerboards im Industriepark Schwarze Pumpe. Der Industriepark, der ab 1955 als Braunkohlerevier entstanden ist, wird seit den 1990er Jahren als multifunktionaler Industriestandort entwickelt. Über seine Entwicklung hin zum grünen Industriequartier hatte ich mich schon im Februar 2022 zusammen mit meiner Kollegin Ricarda Budke und der grünen Landtagsabgeordneten Lucie Hammecke aus Sachsen informiert.
Das Hamburger Containerboard ist eins von 110 hier angesiedelten Unternehmen. Zwei Papiermaschinen betreibt die Firma, die zu den führenden Erzeugern von hochwertigen Wellpappe-Rohpapieren zählt und mehrere Standorte in Europa besitzt, in Schwarze Pumpe. Obwohl es während der Pandemie dank der Zunahme an Online-Bestellungen auf dem Wellpappenmarkt zu einem Boom kam, wirkt sich die allgemeine Wirtschaftsschwäche auch auf die Produktion von Wellpappe aus. Durch sein breites Sortiment gelingt dem Unternehmen jedoch ein guter Ausgleich in Krisenzeiten.
Dabei setzt das Hamburger Containerboard auf Kreisläufe. Gemeinsam mit den Schwestergesellschaften Hamburger Recycling und Dunapack Packaging bildet das Unternehmen einen geschlossenen Wertschöpfungskreislauf, der die Rohstoffsammlung, die Rohpapierproduktion und die Verpackungsherstellung umfasst. In Spremberg werden jährlich circa 840.000 Tonnen Papier produziert. Dabei wird dem Papier keine Primärfaser zugeführt, sondern zu nahezu 100 Prozent auf Altpapier gesetzt.
Der Prozess ist jedoch äußerst wasserintensiv: 80 bis 90 Prozent des Wassers, das in einem der beiden Klärwerke im Industriepark Schwarze Pumpe aufbereitet wird, stammt allein vom Hamburger Containerboard. Dem Unternehmen ist absolut bewusst, dass Wasser zukünftig noch knapper und damit auch teurer werden wird. Deshalb arbeitet das Unternehmen bereits aktiv an Maßnahmen zur Wassereinsparung. Es investiert regelmäßig in neueste Technik und optimiert einzelne Prozessschritte, um Wasser mehrfach zu verwenden und so den Verbrauch zu senken. Neue Technologien werden dabei schrittweise erprobt, denn die Maschinen müssen 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche laufen; Unterbrechungen und Wiederanfahren der Maschinen sind jeweils mit hohen Kosten verbunden.
Die besondere Herausforderung bei der Herstellung von Papier ergibt sich daraus, dass das Wasser eine sehr hohe Qualität haben muss, damit die Qualität des Papiers, insbesondere Farbe und Geruch, nicht leidet.
Während eines Rundgangs durch die neue Papiermaschine mit dem Leiter der Technologie Jörn Selbstaedt konnten wir uns selbst ein Bild von der hochmodernen Technologie und dem erheblichen Aufwand machen, der nötig ist, um aus altem Papier neues zu machen. Das sind schon gewaltige Maschinen und eine Vielzahl von Arbeitsschritten, die da zur Anwendung kommen.
Trotz dieser Herausforderungen hat sich das Hamburger Containerboard das große Ziel gesetzt, das Wasser künftig komplett im Kreislauf zu halten. Dabei gibt es bisher weder eine rechtliche Verpflichtung zur Abwasser-Aufbereitung noch erhält die Firma eine Förderung für den schonenden Umgang mit der Ressource Wasser – und das, obwohl die Investitionen viel Geld kosten und sich nicht in naher Zukunft rechnen, so Arno Liendl, Geschäftsführer des Hamburger Containerboard in Spremberg. Aber Verantwortung gehört beim Hamburger Containerboard zum Leitbild, sagt Liendl: „Wenn wir etwas für sinnvoll erachten, machen wir es.“
Neben der Wassernutzung hat sich das Hamburger Containerboard auch ambitionierte Ziele zur Dekarbonisierung und zur Nutzung von Abwärme gesetzt. Bevor konkrete Maßnahmen ergriffen werden, erfolgen präzise Messungen und eine sorgfältige Dokumentation, um fundierte Entscheidungen treffen zu können.
Man merkt es deutlich: Hier ist das Bekenntnis zu Nachhaltigkeit und Innovation eine Herzensangelegenheit. So zeigt das Hamburger Containerboard, dass wirtschaftlicher Erfolg und ökologische Verantwortung Hand in Hand gehen können – ein Modell für die Industrie der Zukunft.
Zur Webseite des Hamburger Containerboards