Mut zur Urbanisierung: Ein Besuch in Oranienburgs Partnerstadt Kfar Jona

Heiner Klemp, Bürgermeisterin Shoshana Kahlon-Kidor und Petra Klemp im Rathaus von Kfar Jona. An der Wand Symbole der am 30. September 2021 besiegelten Städtepartnerschaft mit Oranienburg: die Partnerschaftsurkunde und ein Gemälde der Oranienburger Künstlerin Sveta Esser-Pauker.
Heiner Klemp, Bürgermeisterin Shoshana Kahlon-Kidor und Petra Klemp im Rathaus von Kfar Jona. An der Wand Symbole der am 30. September 2021 besiegelten Städtepartnerschaft mit Oranienburg: die Partnerschaftsurkunde und ein Gemälde der Oranienburger Künstlerin Sveta Esser-Pauker.

Seit gut einem Jahr sind Oranienburg und die israelische Gemeinde Kfar Jona Partnerstädte. Während einer Reise nach Israel habe ich mit meiner Frau Petra, die der bündnisgrünen Fraktion in Oranienburgs Stadtverordnetenversammlung vorsteht, kürzlich die Gelegenheit für einen Besuch in Kfar Jona genutzt. Bürgermeisterin Shoshana Kahlon-Kidor hat uns dort außerordentlich herzlich empfangen – und über die Entwicklung ihrer Stadt informiert.

„Kfar“ ist eigentlich der Begriff für „Dorf“, seit 2014 hat „das Dorf Jona“ allerdings Stadtrecht. Ungefähr zu dieser Zeit hat Kfar Jona die 10.000er-Marke überschritten, was die Zahl der Einwohner*innen angeht – und wächst seitdem nicht nur rasant, sondern geradezu radikal weiter.

Bürgermeisterin Shoshana Kahlon-Kidor berichtete, wie rasant sich ihre Stadt in den nächsten Jahren entwickeln soll.

Der Wachstumsdruck und die damit verbundenen -schmerzen sind es denn auch, die unsere beiden Städte einen: Kfar Jona ist gut 30 Kilometer von der Metropole Tel Aviv entfernt – ungefähr genauso weit wie Oranienburg von Berlin. Was die zahlenmäßige Zunahme von Einwohner*innen angeht, liegen allerdings Welten zwischen beiden Orten: Oranienburgs Einwohnerzahl ist von 2005 bis heute um etwa 7.000 Menschen auf etwa 48.000 gewachsen, Kfar Jonas Einwohnerzahl hat sich im selben Zeitraum mehr als verdoppelt – von etwa 13.000 auf etwa 30.000! Und dieses Wachstum geht nicht nur ungebremst, sondern beschleunigt weiter: Bürgermeisterin Kahlon-Kidor erzählte uns, dass die Stadt laut Vorgabe der Regierung innerhalb der nächsten 20 Jahre bis zu 90.000 Menschen beheimaten soll.

Entsprechend rapide muss Kfar Jona Wohnraum und Infrastruktur schaffen – als relativ finanzschwache Kommune eine gigantische Herausforderung, die die Bürgermeisterin durchaus mit Sorge erfüllt. Denn die Kommunen hätten lange nicht genug Mittel, um insbesondere die soziale Infrastruktur wie Schulen, Kitas und Gesundheitseinrichtungen innerhalb dieser kurzen Zeit adäquat aufzubauen.

Dennoch: Bei einer kurzen Fahrt durch die Stadt zeigt sich, dass hier mit Mut entwickelt und gebaut wird – vor allem in die Höhe. Neubaugebiete mit Hochhäusern sind hier die Regel, was die entstehende Wohnbebauung angeht. Gleichwohl ist und bleibt Kfar Jona offenbar eine grüne Stadt: Dank der in Israel entwickelten Tröpfchenbewässerung wachsen nicht nur überall die Häuser, sondern auch Palmen und weitere Pflanzen in die Höhe.

Hier können wir uns definitiv noch etwas abschauen – mindestens den Mut zur Urbanisierung! Auch wenn der Siedlungsdruck auf Oranienburg lange nicht so massiv ist, gibt es doch zu denken, dass es vor allem Restriktionen sind, mit denen wir unsere städtische Entwicklung steuern. Und: Wenn wir bauen, bauen wir immer noch vor allem in die Breite und kaum in die Höhe. Das müssen wir kritisch hinterfragen. Für den dafür erforderlichen Perspektivwechsel kann uns der Austausch mit unseren internationalen Partnern sehr helfen.

Informationen zur Städtepartnerschaft mit Kfar Jona auf der Website der Stadt Oranienburg