Simulationssoftware kann für vereinfachte Evakuierungen um Bomben-Fundorte in Oranienburg eingesetzt werden

Simulation von Druckwellen und Splitterflug im 3D-Stadtmodell. (c) virtualcitysystems GmbH

Oranienburg. Dank einer neuartigen Software können Evakuierungen im Zuge von Bombenneutralisierungen in Oranienburg künftig unkomplizierter ablaufen. Das geht aus der Antwort von Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen auf eine Anfrage des Oranienburger Landtagsabgeordneten Heiner Klemp (Bündnis 90/Die Grünen) hervor.

Klemp hatte bei der Landesregierung nachgehakt, ob die Anwendung „VC Blastprotect“, die Gefahrenbereiche und sichere Gebiete im Umwelt von Bomben-Verdachtspunkten identifizieren kann, im Land Brandenburg bekannt und anwendbar ist. „Die Antwort des Innenministers fällt positiv aus“, berichtet Klemp. „Die 3D-Simulationssoftware des Unternehmens Virtual City Systems kann in Oranienburg angewendet werden, und das Ministerium hält das auch für erfolgversprechend.“

Konkret heißt das: Bei erfolgreicher Erprobung von „VC Blastprotect“ könnte langfristig von dem Konzept abgewichen werden, stets einen festen Sperrkreis von 1.000 Metern rund um den Fundort des Blindgängers festzulegen, der am Tag der Bombenneutralisierung komplett zu räumen ist. Kommt die Software zum Einsatz, kann sie Bereiche identifizieren, die im Ernstfall der Detonation von der oberirdischen Druckwelle und dem Splitterflug nicht erfasst würden – und die entsprechend nicht zwingend evakuiert werden müssten. „Für Oranienburg mit seiner nach wie vor enormen Bombenlast sind das tolle Aussichten. Denn es scheint durchaus realistisch, dass in Zukunft deutlich weniger Menschen bei Bomben-Entschärfungen ihre Häuser verlassen müssten. Gerade auch für Gemeinschaftseinrichtungen wie etwa Pflegeheime wäre das eine spürbare Erleichterung“, blickt Heiner Klemp optimistisch in die Zukunft.

Darüber hinaus konnte Klemp in Erfahrung bringen, dass der Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes Brandenburg (KMBD) bereits in das Forschungsprojekt SIRiUS* eingebunden war, bei dem der Kampfmittelräumdienst Nordrhein-Westfalen, das Fraunhofer Ernst-Mach-Institut und Virtual City Systems zusammengearbeitet haben und in dessen Zuge die Software „VC Blastprotect“ entwickelt worden ist. Zudem laufen bereits Gespräche zwischen dem Brandenburger KMBD und dem Unternehmen Virtual City Systems, um ein Evaluierungsprojekt mit dem Fokus Oranienburg zu definieren. „Eine entsprechende Rückfrage beim Unternehmen hat ergeben, dass einem sofortigen Einsatz der Software in Oranienburg im Grunde nichts im Weg steht. Ich hoffe, dass sich die Entscheidungsträger*innen in der Stadt und auf Landesebene schnell darauf einigen können, dies zu beauftragen.“

*SIRiUS: Simulationsbasierte Gefährdungsanalyse im urbanen Raum für Einsätze des Kampfmittelräumdienstes

Zur Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage von Heiner Klemp (PDF)